… wir haben unseren SEO-Leiter Ben gefragt.
Bildquelle: Ströer Online Marketing
Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?
Ich mache SEO seit fast genau 10 Jahren. Anfangs war es nur ein Hobby, losgelassen hat es mich aber nie. In Berührung gekommen bin ich über ein Buch von Timothy Ferriss: „Die 4-Stunden-Arbeitswoche“. In dem Buch beschreibt er, wie man nur 4 Stunden pro Woche arbeiten muss. 4 Stunden pro Woche? Da mein Spirit Animal ein Faultier ist (manchmal auch ein Mops), dachte ich mir, dass sich das gar nicht so blöd anhört.
In dem Buch erzählt er von Google Ads, mit dem man Besucher auf Webseiten locken und dann Produkte verkaufen kann. Google Ads hab ich mir angeschaut, dann aber festgestellt, dass das Geld kostet. SEO ist so ähnlich, nur ohne Klickkosten. Damals hatte ich definitiv kein Geld für so was wie Klickkosten, also bin ich zu SEO – und dort hängengeblieben.
Und wie kamst du zu Ströer Online Marketing?
Damals war ich noch im IT-Vertrieb unterwegs. Mit dem ersten Lesen wurde das Buch von Timothy Ferriss meine Bibel. Ich wollte ihn nachahmen und habe sogar sein Produkt – eine Art Nahrungsergänzungsmittel – nach Deutschland importiert. Das wurde allerdings vom Zoll konfisziert. Letztlich habe ich andere Konzepte probiert, alles nebenberuflich. Irgendwann wollte ich dann in die Vollen gehen und habe mich selbständig gemacht, allerdings ohne zu wissen, wie ich genau Geld verdienen soll. Nach 3,5 Jahren alleine im Homeoffice hatte ich dann die Schnauze voll und hab mich Ströer Online Marketing angeschlossen. Und das nie bereut 🙂
Was sind für dich die besonderen Herausforderungen an deinem Job?
Die besondere Herausforderung liegt schon allein darin, die vielen Herausforderungen im Blick zu behalten. Google ändert seine Anforderungen alle paar Monate und zwingt uns so zu Anpassungen unserer Vorgehensweisen:
- Unsere Kunden sind sehr unterschiedlich und bringen unterschiedliche Wünsche, Ziele und damit individuelle SEO-Kampagnen mit sich.
- Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Rollen (SEOs, Programmierern, Designern, Textern, Vertrieblern) und externen Partnern zusammen.
- Wir müssen eine riesige Bandbreite an Marketing-Fähigkeiten beherrschen, von Werbetexten über das Usability-Verständnis oder PR bis hin zum technischen Webseiten-Know-how.
Letztlich ist SEO durch die vielen Verbesserungen, die man an einem Projekt erzielen kann, unglaublich motivierend. Steigt die Google-Position eines Keywords? Belohnungshormone werden ausgeschüttet. Hat eine Seite mehr Besucher bekommen als letzten Monat? Glücksgefühle werden freigesetzt. Endlich einen technischen Knoten aus einer Website gelöst? Ein weiteres Erfolgserlebnis.
Durch die ständige Weiterentwicklung der Technologie bleibt es immer spannend, da man eigentlich nie bei 100% ist. Für einen leistungsmotivierten Menschen wie mich also ein stetiges Wettrennen.
Was genau umfasst SEO – und was nicht?
SEO ist bestimmt nicht das, was die allermeisten Leute denken, nämlich weder Rocket Science noch Glaskugelmagie. 😉
Und ganz sicher sind es auch keine verrückten Kennzahlen, die kein Mensch versteht.
Für mich war SEO seit jeher eine Anleitung, wie man sehr gute Webseiten baut. Eine sehr gute Webseite ist für mich eine, auf der ein Besucher genau das findet, was er sucht: hilfreiche Inhalte also, die leicht konsumierbar sind und zu einer guten Nutzererfahrung beitragen. Dazu gehören fundierte Texte ohne Blabla, eine ansprechende Optik, eine klare Seitenstruktur, schnelle Ladezeiten, Mobilfähigkeit und eine gut definierte Brand.
Auch ich habe an eigenen Projekte die Abarten von SEO, wie z.B. Content- oder Linkspam ausprobiert. Solche Tests sind wichtig, um zu verstehen, was funktioniert und was nicht. Letztlich gibt es aber keinen Shortcut zur ersten Google-Seite.
Worauf ist beim Erstellen einer SEO-Kampagne zu achten?
Am Wichtigsten ist es, zu ermitteln, was der Kunde eigentlich möchte. Bevor ich mich mit Fragen rund um die Entwicklung einer SEO-Kampagne beschäftige, stelle ich doppelt so viele Fragen, um herauszufinden, ob SEO überhaupt die richtige Werbemaßnahme für den Kunden ist.
Wenn ein Kunde zum Beispiel kurzfristige Anfragen benötigt, dann ist sicher Paid Advertising, wie z.B. Google AdWords eine sinnvollere Werbemaßnahme. Wenn er ein lifestyle-nahes Produkt oder eine Dienstleistung bewerben möchte, eignet sich eventuell Facebook Advertising mehr. Nichts trägt schneller zu einem bescheidenen Kundenerlebnis bei als die falsche Erwartungshaltung an eine SEO-Kampagne.
Sobald die Zielsetzung klar ist, geht es an die Bestandsaufnahme. Wie steht die Webseite aktuell bei Google da und gibt die Technik die notwendigen Anpassungsmöglichkeiten? Gibt es bereits Inhalte? Wurden schon mal SEO-Optimierungen betrieben? Und was macht eigentlich die Konkurrenz?
Mit der ersten Analyse lassen sich schon die Maßnahmen für 12 Monate grob vorausplanen. In der laufenden Kampagne wird dann oft nur noch marginal angepasst – auch wenn es doch immer wieder zu kurzfristigen „Überraschungen“ kommen kann.
Was waren für dich die größten SEO-Veränderungen in den vergangenen Jahren?
Es gab jetzt keine wirklichen Sensationen, eigentlich sind es immer wieder die gleichen Themen, die zeitgemäß interpretiert werden wollen.
Im Sommer letzten Jahres hatten wir sehr mit Duplicate Content zu kämpfen, der entstand, wenn ein Kunde mehrere eigene, inhaltlich sehr ähnliche Webseiten hatte. In der Folge mussten wir solche Konstellationen entschärfen, indem wir ähnliche Webseiten zusammenführten.
Das Thema Suchintention ist eines der allerwichtigsten geworden. Welcher Wunsch liegt tatsächlich hinter einem Keyword? Welche damit zusammenhängenden Fragen müssen im Inhalt einer Seite beantwortet werden? Diese Fragen vorab zu erkennen und anschließend in Text und Bild zu beantworten, ist sicher eines der wichtigsten Themen jeder Suchmaschinenoptimierung.
Außerdem gab es einen rapiden Rückgang von Backlinks, die auf nahezu jede Art der unnatürlichen Erzeugung (z.B. Linkkauf) ihre Wirkung verloren haben. Diese Herausforderung muss jeder SEO-Dienstleister meistern.
Welche zukünftigen Entwicklungen siehst du im Bereich SEO?
Erst mal zu meiner großen Hoffnung: Die ist es nämlich, dass Suchmaschinen nur noch Inhalte anzeigen, die tatsächlich nützlich sind. Stell dir mal vor, Schrott- oder Spam-Seiten gehen komplett an dir vorbei, weil du sie einfach nicht findest. Voraussetzung dafür wäre, dass Suchmaschinen die Suchabsicht noch besser verstehen. Dann bedarf es auch keiner 10 oder mehr Ergebnisse auf der ersten Seite mehr (außer vielleicht bei Suchwörtern, die auf einen Vergleich abzielen). Google könnte ein Ergebnis anzeigen, das die Suchanfrage komplett befriedigt. Dann hätte Google die Transformation von der Such- zur Antwortmaschine abgeschlossen.
Voice Search stellt einen wichtigen Schritt in dieser Entwicklung dar, weil per Sprachausgabe nur ein bis zwei Ergebnisse sinnvoll übermittelt werden können. Damit ist die Reise aber noch längst nicht abgeschlossen.
Was antwortest du Leuten, die sagen „SEO ist out, Content Marketing ist in“?
Denen versuche ich zu erklären, dass die Aussage begrenzt sinnvoll ist. Ein passender Vergleich: Jemand will abnehmen und sagt: „Sport bringt nichts, ich esse lieber weniger“. Beide Varianten zahlen auf’s Ziel ein, wirklich effektiv wird es aber in Kombination.
Content Marketing ohne SEO bedeutet im schlimmsten Fall, dass die Inhalte gar nicht gefunden werden, was bringt da der beste Text? Und anders herum: Wie soll eine Webseite SEO-optimieren, wenn keine oder schlechte Inhalte verfügbar sind? Bonnie und Clyde waren auch nur als Team erfolgreich. 😉 SEO und Content Marketing sind also nur zwei Äste eines großen Online Marketing-Baumes, der für langfristige Sichtbarkeit innerhalb der Zielgruppe und damit hoffentlich für wirtschaftlichen Erfolg sorgt.
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